Erster Spatenstich für das erste Nahwärmenetz in Stormarn – doch bis dahin war es ein schwieriger Weg.
Erleichterung, Stolz und Durchhaltewille – diese Begriffe fassen die Stimmungslage beim Spatenstich zur ersten Energiegenossenschaft zur Errichtung eines Nahwärmenetzes in Steinburg perfekt zusammen. „Es war und ist ein langer und auch anstrengender Weg“, sagte die Aufsichtsratsvorsitzende und Bürgermeisterin Heidi Hack.
„In Mollhagen machen wir jetzt den Beginn. Ich hoffe, dass Eichede und Sprenge noch hinzukommen werden“, erklärte sie. 2014 war die Idee im Gemeinderat vorgestellt worden. 2015 gründeten schließlich 66 Bürger die erste Genossenschaft dieser Art im Kreis. „Wenn ich vorher gewusst hätte, auf was ich mich da einlasse, hätte ich es wohl nicht gemacht. Ich glaube, das gilt auch für meine Mitstreiter“, betonte der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Busche. Keine Frage, man habe viele tolle Gespräche geführt, Mitkämpfer gefunden und vor allem auch mit der Raiffeisenbank vor Ort schließlich einen idealen Partner gefunden, doch bis dahin sei es ein Spießrutenlauf gewesen, der seinesgleichen suche. „Immer wenn wir dachten, dass die Steine endlich aus dem Weg sind, ergaben sich neue, andere Problemfelder“, erklärte er.
„Die Bürger scheinen erstmal immer gegen etwas zu sein, was neu ist. Das war früher so, als die Plumpsklos aus den Hinterhöfen verschwanden oder eine zentrale Abwasserentsorgung eingerichtet wurde. Immer hieß es: Wer braucht denn sowas, das wird sich nicht durchsetzen“, ist sich Busche sicher. „Wir leisten hier Pionierarbeit. Denn es wird eine Zeit kommen, in der es vollkommen normal ist, dass man keine eigene Heizung mehr hat, sondern dass das gemeinschaftlich und genossenschaftlich gelöst wird“, führte er aus. Es sei allerdings im Rahmen dieser Vorreiterrolle „kompletter Wahnsinn“, was an Auflagen auf die Organisatoren eingeprasselt sei: „Landesbauamt, Umweltschutz, Denkmalschutz, Wasserbehörde, Naturschutzbehörden und und und.“
„Es braucht Menschen hier vor Ort, die in der direkten Ansprache solche Projekte und Ideen vorantreiben, die begeistern können auch gegen Widerstände“, sagte Stefan Lohmeier, Vorstand der Raiffeisenbank Bargteheide. Insgesamt beläuft sich die Investitionssumme für das Projekt auf ungefähr zwei Millionen Euro, die durch die 66 Genossenschaftsmitglieder, staatliche Zuschüsse und die Bank aufgebracht werden. In 20 Jahren ist das neue Nahwärmenetz dann abbezahlt und wird zum Eigentum der Genossenschaft. Begleitet werden die Maßnahmen vom Planungsbüro „Netzwerk Energie eG“ aus Bad Iburg, das sich bei der Erstellung der Machbarkeitsstudie sehr kulant gezeigt habe.
„Der Landrat Henning Görtz und auch ich freuen uns enorm über das große bürgerliche, ehrenamtliche Engagement hier vor Ort“, sagte Stormarns Klimaschutzmanagerin Isa Reher. Es sei ein positives Signal natürlich auch mit Blick auf den Umweltschutz und die CO2 Emmision. „Ich kann mir gut vorstellen, dass weitere Gemeinden bald folgen werden. Es ist schön, dass es trotz der Probleme funktioniert“, sagte Peter Lengfeld, Amtsvorsteher Bad Oldesloe-Land.
Fünf Kilometer lang wird das neue Wärmenetz sein. Die Wärme kommt aus einer örtlichen Biogasanlage. Sie wird von dort mit der Rohrleitung in Übergabestationen geleitet. Das bis zu 80 Grad warme Wasser fließt in die angeschlossenen Häuser. Bis zu 95 Prozent des Wärmebedarfs könne über die Biogasanlage abgedeckt werden. „Es wird noch zu Unannehmlichkeiten für die Mollhagener kommen. Beim Verlegen der Rohre müssen die Straßen aufgerissen werden. Das kann zu Behinderungen führen. Doch diese kleinen Nachteile werden wir auch noch gemeinsam überstehen. Die Vorteile überwiegen deutlich“, so Bürgermeisterin Hack.
Quelle: Stormaner Tageblatt vom 18.03.2017 (Link)